Schlafstörungen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Guter und ausreichender Schlaf ist eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben. Allerdings kann es verheerende Folgen für unser Wohlbefinden haben, wenn unser Schlaf auf Dauer an Qualität verliert. In diesem Artikel haben wir die wichtigsten Informationen zum Thema Schlafstörungen zusammengestellt. Welche Formen von Schlafstörungen es gibt, welche Ursachen eine Rolle spielen und was Du tun kannst, um Deinen Schlaf zu verbessern, erfährst Du in den folgenden Abschnitten.


04.08.2023


Inhaltsverzeichnis

Was sind Schlafstörungen?

Schlafstörungen bezeichnen Abweichungen vom normalen Schlafmuster, die zu Einschlaf- und Durchschlafstörungen oder zu unzureichendem, nicht erholsamem Schlaf führen.


Die ideale Schlafdauer variiert von Person zu Person. Im Allgemeinen benötigt ein durchschnittlicher Erwachsener etwa sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht, um sich tagsüber ausgeruht und leistungsfähig zu fühlen. Neben der Schlafdauer spielt auch die Schlafqualität eine wichtige Rolle. Schläft eine Person dauerhaft zu wenig oder in einer mangelhaften Qualität, kann dies zahlreiche körperliche und psychische Probleme zur Folge haben.

Welche Arten von Schlafstörungen gibt es?

Fachärzte kennen mehr als 80 Arten von Schlafstörungen, die sich in ihren Symptomen und Ursachen unterscheiden. Im Folgenden findest Du einige der häufigsten Schlafstörungen:

  • Insomnie: Insomnien bezeichnen den Schlafmangel durch Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Eine weitere Form ist das frühzeitige Erwachen, bei dem der Betroffene vor dem Weckerklingeln aufwacht und dann nicht mehr einschlafen kann. Eine krankhafte Insomnie liegt vor, wenn die Beschwerden über einen Zeitraum von einem Monat an mindestens drei Tagen pro Woche auftreten. Die verschiedenen Schlafprobleme können auch kombiniert vorkommen.
  • Schlafapnoe: Schlafapnoe ist eine Atmungsstörung mit kurzen Atmungsaussetzern während des Schlafs. Dabei wird die Luftzufuhr für mindestens zehn Sekunden unterbrochen, so dass der Betroffene zum Luftholen schlagartig aufwacht (Arousal). Apnoen können viele Male in der Nacht auftreten und werden oft nicht oft von den Betroffenen bemerkt. Auf lange Sicht erhöhen Schlafapnoen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z. B. Bluthochdruck und Herzinfarkt.
  • Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung: Bei einer Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus ist die innere Uhr gestört, so dass die Betroffenen tagsüber schlafen, nachts aber wach liegen. Diese Schlafstörungen können unter anderem durch Schichtarbeit oder reisebedingte Zeitverschiebungen (Jetlag) hervorgerufen werden, aber auch innere Ursachen wie Hirnschäden haben.
  • Schlafbezogene Bewegungsstörungen: Eine weit verbreitete nächtliche Bewegungsstörung ist das Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die Betroffenen leiden unter einem unwiderstehlichen Bewegungsdrang der unteren Extremitäten, der zum Teil auch mit Missempfindungen und Schmerzen einhergeht. Eine ähnliche Erkrankung ist die Periodische Bewegungsstörung der Extremitäten (PLMD). Hier kommt es zu unkontrollierbaren Zuckungen der Arme und/oder Beine. Auch das Zähneknirschen (Bruxismus) gehört zu den Bewegungsstörungen und begünstigt einen unruhigen Schlaf ohne ausreichende Erholung.
  • Parasomnien: Ungewöhnliche unbewusste Verhaltensweisen im Schlaf werden Parasomnien genannt. Dazu zählen bspw. Schlafzuckungen, Alpträume, Nachtangst, Schlafwandeln und Schlafparalysen. Parasomnien stören den Schlaf auf unterschiedliche Weise, aber erzeugen nicht zwangsläufig ein Leiden. Kinder sind wesentlich häufiger von Parasomnien betroffen als Erwachsene.
  • Hypersomnie: Die Hypersomnie wird auch als Schlafsucht bezeichnet. Betroffene haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis von mehr als zehn Stunden am Tag und neigen dazu, sehr schnell einzuschlafen. Nach dem Aufwachen benötigen sie lange, um sich zurechtzufinden und fühlen sich zunächst orientierungslos. Zudem ist die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit auch im Wachzustand beeinträchtigt.
  • Narkolepsie: Narkolepsie zeichnet sich durch plötzliche Schlafanfällen in den Wachzeiten aus, die sich nicht unterdrücken lassen. Weitere Symptome sind Halluzinationen beim Einschlafen und Erwachen, vorübergehende Muskelschwäche und Schlafparalysen. Es handelt sich um eine ausgeprägte Form der Hypersomnie und um eine seltene Erkrankung, die bis zu 50 von 100.000 Menschen betrifft.

Was sind die Ursachen von Schlafstörungen?

Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielfältig und nicht immer leicht zu erkennen. Die möglichen Gründe reichen von ungünstigen Verhaltensweisen über psychische Stressfaktoren bis hin zu schweren Erkrankungen. Einen Überblick erhältst Du hier:

  • Ungünstige Lebensgewohnheiten und Schlafhygiene: Die Art und Weise, wie wir unseren Alltag gestalten, kann einen erheblichen Einfluss auf unseren Schlaf haben. Unregelmäßige Schlafenszeiten, zu viel Koffein oder Alkohol, übermäßiges Essen vor dem Schlafengehen und ein ungesunder Lebensstil können Schlafstörungen begünstigen.
  • Psychische Faktoren: Psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angststörungen, Stress und Traumata können Schlafprobleme auslösen oder verschlimmern. Dies gilt auch unabhängig von psychischen Erkrankungen für Sorgen und Ängste, die im Kopf herumschwirren.
  • Schlafumgebung: Auch die Umgebung hat maßgeblichen Einfluss auf die Schlafqualität. Ungünstig sind beispielsweise zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, Helligkeit, laute Geräusche oder eine unbequeme Matratze.
  • Medikamente: Einige Medikamente, darunter Antidepressiva, Betablocker und Appetitzügler, können den Schlaf beeinträchtigen und Schlafstörungen zur Folge haben. Auch das Absetzen von Medikamenten führt unter Umständen zu Problemen beim Schlafen.
  • Körperliche Erkrankungen: Körperliche Erkrankungen sind ebenso wichtige Ursachen von Schlafstörungen. Zu nennen sind hier beispielsweise Schilddrüsenprobleme, chronische Schmerzen, Sodbrennen oder unruhige Beine durch das Restless-Legs-Syndrom. Im schlimmsten Fall können auch ernste neurologische Krankheiten wie Epilepsie, Multiple Sklerose oder ein Gehirntumor für die Schlafstörungen verantwortlich sein.
  • Hormonelle Schwankungen: Gerade Frauen erleben im Laufe ihres Lebens sehr oft Beeinträchtigungen ihres Schlafes, die auf hormonelle Schwankungen (bspw. durch den Monatszyklus) zurückzuführen sind. Schlafstörungen in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren sind besonders häufig.

Schlafstörungen in der Schwangerschaft

Die meisten Frauen leiden in ihrer Schwangerschaft unter Schlafstörungen, wobei insbesondere das erste und das dritte Trimester problematisch sind. Schuld daran sind zum einen hormonelle Veränderungen wie der Anstieg des Progesteronspiegels. Dadurch kommt es zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, Missempfindungen in den Beinen und anderen Beschwerden, die das Ein- und Durchschlafen für Schwangere erschweren.


Das Wachsen des ungeborenen Kindes im Mutterleib kann den Schlaf zusätzlich behindern. So muss die Frau unter anderen häufiger auf Toilette, weil die Gebärmutter auf die Blase drückt. Je größer der Bauch wird, desto unbequemer kann das Liegen zudem werden und desto wahrscheinlicher sind lästige Rückenschmerzen.

In den Wechseljahren kommt es zu massiven Hormonschwankungen, die bei etwa zwei Dritteln der Frauen Beschwerden auslösen. Schlafstörungen gehören leider zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Wechseljahre. Durch dem Rückgang der Östrogenproduktion gelingt es dem weiblichen Körper oft nicht mehr, das Schlafhormon Melatonin in ausreichender Menge zu bilden und das Einschlafen wird erschwert. Da es darüber hinaus an Progesteron mangelt, ist der Schlaf weiterhin weniger tief und entspannend. Einige Zeit nach der Menopause gewöhnt sich der Körper meist an den neuen Hormonhaushalt und der Schlaf wird wieder etwas besser.

Symptome und Anzeichen von Schlafstörungen

Je nach Art der Schlafstörung haben Betroffene teils mit verschiedenen Beschwerden zu kämpfen. Einige Patienten leiden an zu wenig Schlaf, da sie entweder Einschlafprobleme haben oder mitten in der Nacht aufwachen. Bei anderen ist die Schlafqualität vermindert, so dass sie zwar ausreichend schlafen, der Schlaf aber nicht genügend Erholung bringt.


In den meisten Fällen wissen die Betroffenen von ihren Schlafstörungen, weil sie sie aktiv wahrnehmen und darunter leiden. Wenn die Schlafprobleme unbemerkt auftreten (was z.B. bei der Schlafapnoe häufig der Fall ist), wissen die Betroffenen durch die mangelnde Erholung und andere Erschöpfungssymptome oft auch relativ schnell, dass sie es mit Schlafproblemen zu tun haben.
Du bist Dir unsicher, ob Dein Schlaf in einem krankhaften Ausmaß gestört ist? Wenn eines oder mehrere der folgenden Symptome bei Dir auftreten, deutet das auf eine Schlafstörung hin:

  • Du benötigst länger als 30 Minuten, um einzuschlafen.
  • Du wachst mitten in der Nacht auf und hast dann Schwierigkeiten, wieder in den Schlaf zu finden.
  • Du leidest unter starker Tagesmüdigkeit, obwohl Du genug geschlafen hast.
  • Du brauchst am Morgen sehr lange, um Dich richtig wach zu fühlen.
  • Du fühlst Dich tagsüber antriebslos, angespannt und kraftlos. Es fällt Dir schwer, Dich zu konzentrieren und die gewohnte Leistung zu erbringen.
  • Du hast nach dem Aufwachen Kopfschmerzen, ohne dass ein erkennbarer Grund dafür vorliegt.
  • Dir wird berichtet, dass Du im Schlaf laut schnarchst, Atmungsaussetzer hast, Deine Beine bewegst, mit den Zähnen knirschst oder andere ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigst.

Auswirkungen und Folgen von Schlafstörungen

Schlafstörungen können weitreichende negative Folgen auf die körperliche und die seelische Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität haben. Wenn Schlafprobleme über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und nicht behandelt werden, können schwerwiegende Erkrankungen daraus folgen.


Zu den Auswirkungen von Schlafstörungen gehören:

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit während des Tages
  • Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen (verminderte Konzentration, Lernfähigkeit, Gedächtnisleistung etc.)
  • Destabilisierung der Psyche (erhöhte Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, vermehrtes Risiko für Angststörungen und depressive Verstimmungen)
  • Gesundheitsgefährdung (erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Diabetes, Infektionskrankheiten etc.)
  • Erhöhung der Unfallgefahr
  • Verminderung der allgemeinen Lebensqualität


WIE WERDEN SCHLAFSTÖRUNGEN DIAGNOSTIZIERT?

Die Diagnose wird besonders bei der Insomnie hauptsächlich über das ärztliche Gespräch gestellt. Das Ausfüllen von Schlaffragebögen und das Führen eines Schlaftagebuchs können dabei helfen, Muster und Auslöser von Schlafproblemen zu erkennen.


Weitere Untersuchungen sind notwendig, wenn die Ursachen der Schlafprobleme unklar sind. Dazu gehören zum Beispiel die Messung der Hirnströme mittels EEG und die Messung der Herzfrequenz mittels EKG. Darüber hinaus gibt es medizinische Schlaflabore, in denen der Schlaf mit dem Verfahren der Polysomnographie sehr genau überwacht werden kann. Dabei werden viele verschiedene Körperfunktionen gleichzeitig erfasst und ausgewertet.

Wie werden Schlafstörungen behandelt?

Bei der Behandlung von Schlafstörungen ist die zugrundeliegende Ursache ein entscheidender Faktor. Je nach individuellem Störungsbild ergeben sich ganz verschiedene Möglichkeiten, um die Schlafqualität wieder auf ein gesundes Level zu bringen.


Zu den gängigen medizinischen Behandlungen von Schlafstörungen gehören:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wird bei der Untersuchung ein organisches Leiden als Ursache für die Schlafstörung ermittelt, gilt es in der Regel, zunächst diese zu behandeln. Im den meisten Fällen verschwinden die Schlafprobleme dann gemeinsam mit der Grunderkrankung.
  • Psychotherapie: Einige psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können die Schlafqualität erheblich senken. Mit einer geeigneten Psychotherapie lassen sich sowohl die psychischen Probleme auch die Schlafprobleme gezielt angehen.
  • Medikamente: Wenn nichts anderes mehr hilft, gibt es verschreibungspflichtige Medikamente zur Beruhigung und Schlafförderung. Da diese Arzneimittel in der Regel schnell abhängig machen, eignen sie sich nur für eine vorübergehende Einnahme.

Selbsthilfe und Prävention von Schlafstörungen

Liegt kein speziell medizinischer Auslöser vor, ist eine ärztliche Behandlung meist nicht vorgesehen und auch nicht nötig. Dann liegt es in Deiner eigenen Hand, Dir zu besserem Schlaf zu verhelfen.


Diese Möglichkeiten hast Du unter anderem:

  • Anpassung der Lebensgewohnheiten: Dazu zählt unter anderem der Verzicht auf Nikotin, Alkohol und Drogen sowie die Begrenzung der Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen. Ebenfalls vermieden werden sollte zu schweres Essen in den letzten Stunden des Tages. Was vielen Betroffenen hilft, ist die strikte Einhaltung von Zubettgeh- und Aufstehzeiten.
  • Optimierung der Schlafumgebung: Manchmal sind nur kleine Anpassungen nötig, um die Schlafsituation entscheidend zu verbessern. So beispielsweise die Anschaffung dickerer Vorhänge oder die Auswechslung der Bettdecken.
  • Gewichtsdecke: Vielen Betroffenen von Schlafstörungen hilft die Nutzung von Entspannungsdecken oder Gewichtsdecken. Diese beruhigen das Nervensystem und fördern durch den leichten Druck den Ausstoß von Serotonin und Melatonin. Du schläfst durch die Gewichtsdecken Wirkung also schnell ein und darüber hinaus auch tiefer.
  • Erlernen von Entspannungstechniken: Wer gut schlafen will, muss entspannt sein. Fällt es Dir schwer, Stress abzubauen, können Dir vielleicht Techniken wie Yoga, Meditation oder bestimmte Atmungstechniken dabei helfen, Dich von Deiner Anspannung zu befreien und besser zu schlafen.
  • Pflanzliche Präparate: Pflanzen wie Lavendel, Salbei oder Melisse wirken für viele Menschen schlaffördernd und weisen dabei kaum Nebenwirkungen auf. Du findest entsprechende Teemischungen und Kapseln in fast jeder Drogerie oder in der Apotheke.

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Grundsätzlich stehen Dir viele Möglichkeiten zur Verfügung, Deine Schlafprobleme ohne ärztliche Hilfe in den Griff zu bekommen. Bei bestimmten Arten von Schlafstörungen wie Narkolepsie oder Schlafapnoe ist die Beratung durch einen Arzt nicht nur hilfreich, sondern auch dringend zu empfehlen.


Ein Arztbesuch dient auch dazu, behandlungsbedürftige Grunderkrankungen, die die Schlafstörungen bedingen könnten, durch Untersuchungen zu diagnostizieren oder auszuschließen. Daher solltest Du vor allem dann eine fachliche Abklärung in Anspruch nehmen, wenn Dir noch weitere Symptome auffallen oder Deine Schlafprobleme sehr ausgeprägt sind.


Fühlst Du Dich aufgrund Deiner Schlafqualität über einen längeren Zeitraum nicht fit, kann Dich Dein Arzt unter Berücksichtigung Deiner Krankheitsgeschichte beraten und Dir individuelle Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Bei hohem Leidensdruck ist eine Untersuchung in jedem Fall ratsam. Das gilt auch, wenn die Beschwerden schon länger anhalten. Eine Schlafstörung gilt als krankhaft, wenn sie über einen Zeitraum von einem Monat dreimal oder öfter pro Woche auftritt.