Durchschlafstörungen: Was tun bei Durchschlafproblemen?
Ausreichend Schlaf ist für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit essenziell. Leider ist für viele Menschen eine erholsame Nachtruhe jedoch keine Selbstverständlichkeit. Was Durchschlafstörungen genau sind und was sie verursacht, erfährst Du hier. Außerdem geben wir Dir in diesem Artikel wertvolle Tipps mit an die Hand, wie Du Deine Schlafprobleme in den Griff bekommst.
14.07.2023
Inhaltsverzeichnis
Was sind Durchschlafstörungen?
Durchschlafstörungen bilden eine Form der Insomnie (Fachbegriff für Schlafstörungen), bei der die Betroffenen nachts wach werden und infolgedessen über längere Zeit nicht wieder zurück in den Schlaf finden. Als krankhaft gelten Durchschlafprobleme erst, wenn die Problematik über mehr als vier Wochen anhält und in mindestens drei Nächten in der Woche auftritt.
Symptome von Durchschlafstörungen
Ob Du an Durchschlafproblemen leidest, lässt sich leicht erkennen. Es gelten folgende Beschwerden:
- Du wachst ein oder mehrmals in der Nacht auf und kannst anschließend nicht mehr so leicht wieder einschlafen.
- Du empfindest die Wachliegezeit als unangenehm oder quälend.
- Du fühlst Dich am nächsten Tag unausgeruht, kraftlos und/oder gereizt.
Einschlafstörungen vs. Durchschlafstörungen
Neben Durchschlafstörungen gehören Einschlafstörungen zu den am häufigsten auftretenden Schlafproblemen. Man spricht von Einschlafstörungen, wenn eine Person länger als 30 Minuten benötigt, um einzuschlafen. Genauso wie bei Personen mit Durchschlafproblemen geht den Betroffenen so wertvoller Schlaf verloren, was mit Folgen wie verminderter Leistungsfähigkeit und Müdigkeit einhergeht.
Es ist wichtig zu beachten, dass Einschlaf- und Durchschlafstörungen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern auch gemeinsam auftreten können. Viele Umstände, die Schlafstörungen begünstigen, wirken sich negativ auf das Einschlafen und auf das Durchschlafen gleichermaßen aus.
Häufigkeit von Durchschlafstörungen
Durchschlafstörungen treten häufiger auf als Einschlafstörungen. Das Robert Koch Institut hat im Jahr 2013 die Ergebnisse der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) veröffentlicht, die die Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen untersuchte. Es nahmen 8.152 Personen aus den Altersgruppen zwischen 18 und 79 teil. Nach der Studie litten 23 % der Befragten in den letzten vier Wochen 3-mal oder häufiger pro Woche an Durchschlafstörungen und 11,1 % ebenso häufig unter Einschlafstörungen. 36 % der Teilnehmer berichteten über gar keine Durchschlafprobleme und 15,8 % über eine „sehr gute“ Schlafqualität.
Frauen sind tendenziell stärker von Schlafproblemen betroffen als Männer. In der Studie gaben 26,4 % der Frauen und 19,5 % der Männer an, mehr als 3-mal oder häufiger die Woche schlecht durchzuschlafen. Es konnte weiterhin ermittelt werden, dass Durchschlafstörungen mit steigendem Alter zunehmen. Während 27,4 % der Probanden zwischen 18 und 39 Jahren krankhafte Durchschlafstörungen hatten, hatten die 60- bis 79-Jährigen mit 63,4 % eine mehr als doppelt so hohe Prävalenz.
Was sind die Ursachen von Durchschlafstörungen?
Durchschlafprobleme können verschiedene Ursachen haben, die von individuellen Lebensumständen bis hin zu zugrunde liegenden medizinischen oder psychischen Erkrankungen reichen. Welche Faktoren Durchschlafprobleme begünstigen, erklären wir Dir in den folgenden Abschnitten:
Psychologische Ursachen
Zu den psychischen Gründen für Probleme beim Durchschlafen gehören insbesondere Ängste und Stress. Bist Du beispielsweise angespannt wegen eines Termins am nächsten Tag oder leidest Du unter einer finanziellen Zwangslage, kann das Dein Durchschlafen ernsthaft gefährden.
Darüber hinaus gibt es auch psychische Erkrankungen, die sich negativ auf das Durchschlafen auswirken. Dazu zählen vor allem Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS).
Physische Ursachen
Es gibt eine Reihe an physischen Ursachen, die für Durchschlafstörungen verantwortlich gemacht werden können. Zu nennen sind hier zum Beispiel Atemwegserkrankungen wie chronischer Husten, Bluthochdruck, eine überaktive Blase, Rheuma, Magenleiden oder nervliche Erkrankungen wie das Restless-Legs-Syndrom (RLS).
Eine typische Problematik bei Schlafstörungen bildet das Schlafapnoe-Syndrom. Hierbei setzt die Atmung im Schlaf immer mal wieder kurzzeitig aus, wodurch der Schlafende plötzlich wach wird, um Luft zu holen. Auch wenn die Betroffenen die Weckreaktionen häufig gar nicht bemerken, handelt es sich bei Schlafapnoe um eine massive Schlafstörung, die am nächsten Tag für Müdigkeit und Kopfschmerzen sorgt.
Für Frauen treten häufig Schlafstörungen in den Wechseljahren, sowie Schlafprobleme in der Schwangerschaft auf. Hier führen unter anderem hormonelle Umstellungen zu einem unruhigen Schlaf mit Wachphasen in der Nacht.
Ebenfalls zählen Durchschlafprobleme zu den Nebenwirkungen einiger gängiger Medikamente, wie zum Beispiel folgender:
- Antibiotika
- Hormonpräparate
- Statine (Mittel zur Senkung des Cholesterinspiegels)
- Betablocker
- Schmerzmittel
- Psychopharmaka
- Asthma-Medikamente
- Appetitzügler
Auch das Absetzen von Medikamenten führt aufgrund der Entwöhnung in einigen Fällen zu Schlafproblemen. Gemeint sind hier vor allem Schlafmittel wie Benzodiazepine und Z-Drugs.
Lebensstil und Umwelt
Nicht selten sind das Verhalten am Abend, der allgemeine Lebensstil oder Umweltbedingungen für den gestörten Schlaf ursächlich. Folgende Auflistung gibt Dir einen Überblick darüber, was Deinen Schlaf möglicherweise beeinträchtigt.
Ungünstige Gewohnheiten:
- Kaffee und andere alkoholische Getränke (auch wegen Entzugserscheinungen)
- Alkoholkonsum
- schweres Essen am Abend
- unausgewogene Ernährung
- fehlende Auslastung des Körpers (unzureichende Bewegung am Tage)
- Sport vor dem Schlafengehen
- Nutzung von elektronischen Geräten mit grellem Bildschirm vor dem Zubettgehen (Smartphone, PC u.ä.)
- unregelmäßige Schlafzeiten
Lebensstil: - Jetlag
- ungewohnte und häufig wechselnde Schlaforte (z.B. durch vieles Reisen)
- Schichtarbeit, die den Schlafrhythmus beeinflusst
Umweltbedingungen: - stickige Luft
- störende Lichtquelle
- Lärm in der Umgebung
- unbequeme Matratze
- ungünstige Raumtemperatur
- nicht optimale Kissen oder Bettdecken
Welche Auswirkungen haben Durchschlafstörungen?
Langfristig gesehen leidet der gesamte Körper unter zu wenig Schlaf und verminderter Schlafqualität. Was als erstes ersichtlich wird, ist die Abnahme der Leistungsfähigkeit, des Konzentrationsvermögens und der Ausgeglichenheit. In Mitleidenschaft gezogen wird auch die Reaktionsgeschwindigkeit. So gehen schätzungsweise ein Viertel aller Verkehrsunfälle auf Übermüdung zurück.
Wenn Du dauerhaft schlecht schläfst, erhöht sich Dein Risiko für Herzinfarkte, Bluthochdruck, Schlaganfälle und viele weitere gesundheitliche Leiden. Da zudem auch Dein Immunsystem durch chronischen Schlafverlust geschwächt wird, erkrankst Du weiterhin viel häufiger an Infektionen. Auch Übergewicht und die damit verbundenen Gefahren entstehen schneller, wenn Du dauerhaft Durchschlafstörungen hast.
Was hilft gegen Durchschlafstörungen?
Um Deine Durchschlafstörungen zu therapieren, kann es wichtig sein, die Ursache dafür zu kennen. Liegen die Gründe beispielsweise in Deinem Lebensstil, kannst Du Deine Probleme ganz gezielt aus dem Weg räumen. Aber auch unabhängig davon gibt es allgemeine Tipps, die Dir zu einem besseren Schlaf verhelfen, aus dem Du ausgeruht und erst am nächsten Morgen wieder aufwachst.
Allgemeine Tipps
Auch ohne den Einfluss von Medikamenten oder anderweitiger ärztlicher Behandlung gibt es jede Menge Maßnahmen, die Du ergreifen kannst, um besser durchzuschlafen. Dazu gehören:
- Verzicht auf koffeinhaltige Getränke und Alkohol
- regelmäßige, körperliche Aktivität
- gezielte Entspannung (durch Meditation, Einschlafrituale etc.)
- Vermeidung von „Nickerchen“ am Tage
- Einhalten von festen Schlafzeiten
- Organisation einer ruhigen und kühlen Schlafatmosphäre
- ausgewogene Ernährung
Versuchen Sie krampfhaft, nach einem nächtlichen Aufwachen wieder einzuschlafen, kann sich das kontraproduktiv auswirken. Besser ist es, kurz aufzustehen, einer ruhigen Aktivität wie Aufräumen oder Lesen nachzugehen und sich dann wieder hinzulegen. Oft gelingt es dem Körper dadurch besser, abzuschalten.
Ein weiterer innovativer Ansatz zur Linderung von Schlafstörungen, insbesondere bei unruhigem Schlaf und Einschlafproblemen, ist die Verwendung einer Gewichtsdecke. Gewichtsdecken sind im Vergleich zu normalen Decken deutlich schwerer und üben einen gleichmäßigen Druck auf den Körper aus. Die Wirkung einer Gewichtsdecke erzeugt ein beruhigendes Gefühl, ähnlich einer Umarmung oder dem Gefühl des Gehaltenwerdens.
Darüber hinaus kann die Gewichtsdecke bei nächtlichem Aufwachen eine hilfreiche Unterstützung sein. Anstatt im Bett zu liegen und verzweifelt zu versuchen, wieder einzuschlafen, kann der sanfte Druck der Gewichtsdecke eine beruhigende Wirkung haben und Dir helfen, schneller wieder in den Schlaf zu finden. Diese Eigenschaften machen Gewichtsdecken zu einem vielversprechenden Hilfsmittel für Menschen mit Schlafstörungen und Einschlafproblemen.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten
Ärzte verabreichen zur Behandlung von Schlafstörungen rezeptpflichtige Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine oder Z-Drugs. Diese Medikamente bergen jedoch ein hohes Abhängigkeitspotenzial und eignen sich daher nur für die Einnahme über eine kurze Zeitspanne. Darüber hinaus entscheidet sich ein Arzt nur nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten für die Gabe von Schlafmitteln.
Zu den möglichen medizinischen Maßnahmen gehören nicht nur pharmazeutische Arzneimittel. Ärzten können beispielsweise kognitive Verhaltenstherapien, Lichttherapien oder Atemtherapien verordnen. Die Wahl der richtigen Methode richtet sich nach den individuellen Anforderungen des jeweiligen Patienten.
Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn Deine Schlafprobleme Dich dauerhaft belasten und Deine Lebensqualität herabsetzen, solltest Du nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen. Das gilt besonders bei Vorliegen chronischer Durchschlafstörungen, die länger als einen Monat andauern und dann, wenn sich Dein Schlafmuster sehr plötzlich und ohne ersichtlichen Grund verändert hat.
Zunächst ist es wichtig, die Ursache für die Schlafprobleme zu ermitteln. Dies erfolgt über eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Je nach Fall können noch weitere Stationen wie Blutuntersuchungen, EKGs oder EEGs hinzukommen, um eine eventuell zugrundeliegende Erkrankung auszuschließen. Kann immer noch nicht eindeutig beurteilt werden, was die Durchschlafprobleme bedingt, kann eine Messung des Schlafprozesses im Schlaflabor als diagnostisches Verfahren hinzugezogen werden. Der Patient verbringt eine Nacht im Labor, wo spezielle Sensoren unter anderem diese Funktionen aufzeichnen:
- Herzaktivität
- Muskelaktivität
- Augenbewegungen
- Hirnströme
- Atemfluss
- Sauerstoffsättigung
Die Ergebnisse aus dem Schlaflabor sind für den Arzt hilfreich, um schlafbezogene Atmungsstörungen zu diagnostizieren und ihren Schweregrad zu bewerten. Auf Grundlage der gesammelten Informationen kann der Arzt geeignete Maßnahmen ergreifen, um die damit verbundene Schlafstörung zu mildern.