Schlafstörungen in der Schwangerschaft: Ursachen & Tipps

Eine erholsame Nachtruhe ist während der Schwangerschaft von großer Bedeutung, da der weibliche Körper in dieser Zeit viel Energie für die Entwicklung des ungeborenen Kindes benötigt. Leider ist es jedoch nicht ungewöhnlich, dass es gerade in der Schwangerschaft zu erheblichen Schlafstörungen kommt. Wieso Schlafprobleme in der Schwangerschaft zunehmen und was Du konkret tun kannst, um Deinen Schlafbedarf zu decken, erfährst Du in diesem Artikel.


29.06.2023


Inhaltsverzeichnis


Ursachen von Schlafstörungen in der Schwangerschaft

Schlafprobleme in der Schwangerschaft können auf vielen verschiedenen Ursachen beruhen und sehr individuell sein. Je nach aktueller Phase der Schwangerschaft macht der weibliche Körper während der Schwangerschaft bestimmte Prozesse durch, die die Wahrscheinlichkeit von Schlafproblemen erhöhen. Welche Herausforderungen in den einzelnen Trimestern Deiner Schwangerschaft auf Dich zukommen können und warum, findest Du in den folgenden Abschnitten.

Schlafstörungen in der Schwangerschaft: 1. Trimester

Das 1. Trimester ist geprägt von starken hormonellen Umstellungen, die für viele Frauen als sehr belastend wahrgenommen werden. Der Körper arbeitet in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft auf Hochtouren, was sich auf viele verschiedene Weisen äußert.

Ein großer Faktor, der zu Schlafproblemen führt, ist der Anstieg des Hormons Progesteron, das der Organismus unter anderem zur Aufrechterhaltung der Schwangerschaft benötigt. Die Hormonumstellung hat zur Folge, dass Du Dich am Tage müde und erschöpft fühlst, am Abend dann jedoch nicht einschlafen kannst. Schwankungen des Hormonspiegels führen bei vielen schwangeren Frauen auch zur berühmten Morgenübelkeit, die (obwohl es das Wort nicht vermuten lässt) zu jeder Tageszeit und auch nachts auftreten kann und den Schlaf belastet.

Es gibt noch einige weitere Veränderungen des Körpers, die Schlafprobleme fördern. Dazu gehören hauptsächlich:
- vermehrter Harndrang (weil die wachsende Gebärmutter auf die Blase drückt): macht nächtliche Toilettengänge nötig und führt zu Durchschlafstörungen
 - spannende Brüste (die Brüste wachsen zur Vorbereitung auf das Stillen): erschwert ein bequemes Liegen im Bett
 - Wadenkrämpfe (durch Magnesiummangel): treten vor allem nachts auf und können sehr schmerzhaft sein
 - Missempfindungen und Bewegungsdrang in den Beinen (durch Eisenmangel und Hormonumstellungen verursacht): erschweren das Einschlafen

Schlafstörungen in der Schwangerschaft: 2. Trimester

Im 2. Trimester nehmen die Schlafbeschwerden allgemein ab. Da sich Dein Körper in dieser Phase nun langsam eingependelt hat, treten kaum mehr Beschwerden auf, die Dich am Schlafen hindern.


Allerdings beginnt im Zeitraum des 2. Trimesters das Wachstum Deines Bauchumfangs, wodurch Deine Schlafposition zunehmend eingeschränkt wird. Verzichte von nun an auf eine Rückenlage beim Schlafen, um die Sauerstoffzufuhr zu Deinem Kind nicht zu gefährden. Du wirst lernen müssen, auf der Seite zu schlafen, auch wenn Du das bisher eventuell nicht konntest. Einige Frauen empfinden die potenzielle Umgewöhnung ihrer Schlafposition als schwierig, anderen fällt es leichter.

Schlafstörungen in der Schwangerschaft: 3. Trimester

Im 3. Trimester steigen die Schlafprobleme leider oft wieder stark an. Grund dafür ist insbesondere der nun enorm zunehmende Babybauch. Die hohe Belastung auf die Wirbelsäule verursacht Rückenschmerzen und erschwert das Finden einer bequemen Liegeposition. Je nach Größe des ungeborenen Kindes wird auf verschiedene Organe wie Magen, Blase oder Lunge Druck ausgeübt. Mögliche Folgen sind zum Beispiel häufiger Harndrang, Atembeschwerden, Sodbrennen und Verstopfungen, die sich allesamt ungünstig auf den Schlaf auswirken. Darüber hinaus werden die Bewegungen des Babys zum Ende der Schwangerschaft intensiver und können den Schlaf jederzeit unterbrechen.


Weiterhin erhöht sich die Ausschüttung des Stillhormons Prolaktin im 3. Trimester. Dieses kümmert sich nach der Geburt darum, dass Du beim Stillen nicht in den Tiefschlaf fällst und so Dein Baby gefährdest. Wird jedoch bereits während der Schwangerschaft viel Prolaktin produziert, sorgt das Hormon für einen unruhigen Schlaf mit lebhaften Träumen.



Tipps bei Schlafproblemen

In den nächsten Abschnitten geben wir Dir Tipps und Tricks mit an die Hand, wie Du Deinen Schlaf während der Schwangerschaft verbessern kannst.


Tipps bei Schlafproblemen in der Schwangerschaft

Dein Körper wird während Deiner Schwangerschaft vor besondere Herausforderungen gestellt. Viele Frauen leiden in dieser Zeit unter Schlafstörungen, die teilweise einen hohen Leidensdruck erzeugen. Was Du gezielt gegen Schlafprobleme in der Schwangerschaft tun kannst, verraten wir Dir nun.

  • Plane einen erhöhten Schlafbedarf ein: In der Schwangerschaft brauchst Du mehr Schlaf als normalerweise, um genügend Energie für den nächsten Tag zu bekommen. Auch ein Mittagsschlaf kann zum Ausgleich eines Schlafdefizits nützlich sein.
  • Finde die für Dich ideale Schlafposition: Wenn Du sonst auf dem Bauch oder auf dem Rücken schläfst, wirst Du Dich im Laufe Deiner Schwangerschaft früher oder später umgewöhnen müssen. Viele Schwangere schlafen am bequemsten auf ihrer linken Seite. Auch über den Komfort hinaus fördert die Seitenlage die Durchblutung zur Plazenta und ermöglicht eine optimale Versorgung des Nachwuchses mit allen notwendigen Nährstoffen und Sauerstoff.
  • Lege Dir spezielle Kissen zurecht: Gerade im 2. und 3. Trimester Deiner Schwangerschaft sind Kissen Deine beste Begleitung für einen erholsamen Schlaf. Wenn der Bauch wächst und Dein Rücken beginnt, unter der zunehmenden Last zu schmerzen, kannst Du Kissen überall dort positionieren, wo es Dir guttut. Extra für diesen Zweck konzipiert sind Stillkissen, die Deinen gesamten Körper über die Nacht stützen.
  • Verwende eine Gewichtsdecke: Mit der Wirkung einer Gewichtsdeckeschläfst Du ruhiger, tiefer und erholsamer. Gerade in Deiner Schwangerschaft erlangst Du auf diese Weise mehr Energie für den anstehenden Tag. Die Gewichtsdecke in der Schwangerschaft schwächt außerdem das Restless-Legs-Syndrom ab, das bei Schwangeren gehäuft auftritt. Verwende die Gewichtsdecke am besten im Liegen auf der Seite.

  • Nutze bei Rückenschmerzen Wärmepflaster: Wenn Du unter Rückenschmerzen leidest, kann ein für die Nacht angebrachtes Wärmepflaster Deine Beschwerden lindern. Dieses medizinische Hilfsmittel, das Du in jeder Apotheke und Drogerie käuflich erwerben kannst, wirkt zudem schlaffördernd.
  • -Verschaffe Dir Klarheit über die anstehende Geburt: Schlafprobleme in der Schwangerschaft können psychisch bedingt sein und mit den Unsicherheiten bezüglich der weiteren Schwangerschaft, der Geburt oder dem werdenden Elternsein im Zusammenhang stehen. Informiere Dich daher ausreichend zu allen offenen Fragen, die Dir abends im Kopf herumspuken. Gespräche mit Deiner Hebamme und Besuche eines Geburtsvorbereitungskurses können Dir ebenfalls Lasten von Deinen Schultern nehmen.

Allgemeine Tipps für einen besseren Schlaf

Methoden und Maßnahmen, die außerhalb einer Schwangerschaft den Schlaf verbessern, können Dir als schwangere Frau natürlich genauso helfen. Probiere daher gern folgende Tipps aus:

- Achte auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus: Gehe jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett und stehe auch zur gleichen Zeit wieder auf. Dadurch lernt Dein Körper einen natürlichen Schlaf-Wach-Zyklus und es fällt ihm leichter, einzuschlafen.
- Sorge für eine angenehme Schlafumgebung: Dein Schlafzimmer sollte für optimale Schlafbedingungen eine Temperatur von etwa 18 Grad Celsius haben und dunkel sein. Lüfte den Raum zudem gut durch, bevor Du schlafen gehst.
- Bewege Dich am Tag ausreichend: Körperliche Aktivität beeinflusst die Schlafqualität positiv und führt auch generell zu einem verbesserten Wohlbefinden. Achte jedoch auch darauf, es die letzten Stunden vor dem Schlafengehen ruhig angehen zu lassen.
- Finde Wege, um Dich aktiv zu entspannen: Gezielte Entspannung gelingt Dir beispielsweise durch Yoga, autogenem Training oder Meditation. Auch Tätigkeiten wie Lesen oder Stricken können Dir dabei helfen, abends besser abzuschalten. Die Nutzung elektronischer Medien hingegen ist dabei eher hinderlich, weshalb Du sie kurz vor dem Schlafen vermeiden solltest.
- Ernähre Dich richtig: Zur Förderung der körperlichen Entspannung solltest Du es vermeiden, abends schwer verdauliche Nahrung zu Dir zu nehmen. Verzichte weiterhin auf Koffein und trinke tagsüber genug Tee und Wasser.

Schlafmittel in der Schwangerschaft

Viele Beruhigungs- und Schlafmittel dürfen in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, da sie die Entwicklung des Kindes ernsthaft gefährden können. Dazu gehören insbesondere Medikamente aus den Gruppen der Benzodiazepine und der Z-Drugs. Nur nach Ausschöpfung aller alternativen Möglichkeiten ist eine vereinzelte Verabreichung in Absprache mit einem Arzt denkbar.

Allerdings gibt es pharmazeutische Wirkstoffe, die weitestgehend unbedenklich für Mutter und Kind sind und die die Schlaffähigkeit nachweislich verbessern können. Zu den vertretbaren Schlafmitteln in der Schwangerschaft zählen vor allem diese beiden:

- Diphenhydramin: frei verkäufliches Antihistaminikum in Form von Tabletten oder Dragees
- Doxylamin: frei verkäufliches Antihistaminikum in Form von Tabletten, Saft, Tropfen oder Brausetabletten
Nicht alle Schlafmittel, die in der Schwangerschaft grundsätzlich eingenommen werden dürfen, eignen sich für eine dauerhafte Behandlung. Lies stets die Packungsbeilage und lass Dich von Deinem Arzt oder in Deiner Apotheke beraten, bevor Du Dich für ein Medikament entscheidest.

Neben den pharmazeutischen Schlafmitteln in der Schwangerschaft wirken auch einige Kräuter und Pflanzen entspannend und schlaffördernd auf viele werdende Mütter. Zu nennen sind hier vor allem folgende:

  • Baldrian
  • Johanniskraut
  • Passionsblume
  • Kamille
  • Hopfen
  • Lavendel
  • Melisse

    Zusammengestellte Tees, Kapseln und Tabletten, die diese pflanzlichen Wirkstoffe enthalten, findest Du in Apotheken, im Supermarkt und in der Drogerie. Informiere Dich auch hier stets über mögliche Nebenwirkungen und lies die Hinweise im Beipackzettel.

Wann solltest Du einen Arzt aufsuchen?

Kommen zu den Schlafstörungen andere Symptome hinzu oder werden Deine Probleme trotz dieser Tipps nicht besser, kann eine ärztliche Untersuchung der nächste richtige Schritt für Dich sein. Ein Arzt kann sicherstellen, dass Deine Schlafprobleme nicht auf zugrunde liegende medizinische Bedingungen oder Schwangerschaftskomplikationen zurückzuführen sind. Zudem kennen Deine behandelnden Ärzte und Hebammen Deine individuelle Krankheitsgeschichte und Deinen Schwangerschaftsverlauf. So können sie Dir weitere Tipps geben, die speziell auf Dich abgeschnitten sind.


In einigen schweren Fällen kommt es durch starkes Schnarchen zu Atemaussetzern. Dauern diese länger als zehn Sekunden an, ist eine Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung für Dich und Dein Kind möglich. Vermutest Du bei Dir eine solche Problematik, ist der Besuch eines Arztes dringend zu empfehlen.

Quellen:

https://schlafapnoe.de/blog/warum-koennen-so-viele-schwangere-nachts-nicht-schlafen/

https://www.folio-familie.de/schwangerschaft/beschwerden/schlafstoerungen/

https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/beschwerden/schlafstoerungen-und-schlaflosigkeit/

https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/schwangerschaft-und-geburt/gesundheitswissen/medikamente-waehrend-der-schwangerschaft-und-stillzeit-2009498

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/familie/schwangerschaft/gesunde-schwangerschaft/schlaf-waehrend-schwangerschaft-1059038

https://www.sleepfoundation.org/pregnancy/sleeping-during-1st-trimester